Vor zwei Monaten traf ich Joe auf dem monatlichen Meetup von OK Lab Berlin. Er interessiert sich für Stolpersteine und OpenStreetMap. Seitdem arbeiten wir zusammen daran, die aktuell fehlenden 77491 Berliner Stolpersteine in OpenStreetMap einzutragen.
Mein Einstieg in OpenStreetMap
Seit 2017 interessiere ich mich für die freien Karten auf OpenStreetMap. Die Details mancher Regionen sind beeindruckend und eine fantastische Leistung für ein Projekt, welches vor allem von Freiwilligen in ihrer Freizeit bearbeitet wird.
Ich mappe auch gern. Das heißt, ich trage neue Elemente wie Bushaltestellen, Baustellen und Bürgersteige ein oder aktualisiere Öffnungszeiten von Geschäften. Auch habe ich angefangen, Skripts zu schreiben, die Fehler auf OpenStreetMap erkennen. Erkannte Fehler liste ich auf der Webseite osm-check.chrpaul.de.
Viele, viele Stolpersteine
Joe machte mich darauf aufmerksam, dass viele Stolpersteine nicht auf OpenStreetMap eingetragen sind. Stolpersteine sind Denkmäler, welche an Menschen erinnern, die zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Durch die Liste der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin erfuhr ich, dass es wesentlich mehr Steine gibt, als ich erwartete. Die Datenbank enthält fast 10.000 Steinen in Berlin2 und die Tagesschau schreibt von insgesamt über 100.000 Stolpersteinen in 31 Ländern3.
In Berlin sind bereits 21731 Stolpersteine in OpenStreetMap eingetragen. Doch wie finden wir die Verbleibenden und tragen sie korrekt und lizenzkonform ein?
Abgleich mit den Daten der Koordinierungsstelle
Die bereits erwähnte Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin hat Biografien und Positionen zu den meisten Stolpersteinen der Stadt im JSON-Dateiformat. Ich lade den Datensatz herunter und vergleiche ihn mit OpenStreetMap. Alle fehlenden Steine kommen in eine Liste und werden zusätzlich als GPX-Download angeboten.
Ein direktes Importieren der Daten ist unerwünscht und nicht genehmigt. OpenStreetMap hat den Qualitätsanspruch, dass Daten verifiziert und überprüfbar sind, weshalb die Elemente häufig bei Begehungen vor Ort eingetragen werden. Um die freie Lizenz von OpenStreetMap zu bewahren, dürfen keine Daten ohne Genehmigung übernommen werden.
Wir nutzen die Daten deshalb nur zum Abgleich und um fehlende Datensätze vor Ort zu finden oder Fehler mit zusätzlicher Hilfe von freien Daten wie Fotos von Wikimedia zu korrigieren. Die GPX-Dateien können in Handy-Apps wie OsmAnd und Locus Map angezeigt werden. Mit dem jeweils integrierten OpenStreetMap-Editor lassen sich Stolpersteine hinzufügen und editieren.
Hier sind meine Seiten, die sich mit Stolpersteinen in Berlin beschäftigen: https://osm-check.chrpaul.de/de/tags/memorials/
Bitte zur Unterstützung
Lade dir OsmAnd aufs Handy, importiere die Liste fehlender Steine in deinem Kiez und trage die Steine beim Spazierengehen ein. Gemeinsam haben wir sie vermutlich schnell vervollständigt!
Du willst mit uns reden und hast Lob oder Anmerkungen zu unserem Projekt? Komme gern in unseren Matrix-Raum.
Zum Erhalt von OpenStreetMap bin ich seit vielen Jahren zahlendes Mitglied der OpenStreetMap Foundation und wähle dessen Vorstand. Auch du und dein Unternehmen können diese Ressource durch deine Mitgliedschaft noch heute schützen!